Lean und I4.0  ein Dream-Team?

Unter Schlagworten wie „Industrie 4.0“ oder „Digitale Transformation“ hat die nächste große Veränderungswelle die Unternehmen erreicht. Unternehmensintern lassen sich teilweise erhebliche Zugewinne erwarten, wenn das Management die Digitalisierung richtig handhabt.

Lean meets Industrie 4.0

Eine wichtige Voraussetzung dafür heißt bei TRUMPF, dem Weltmarktführer aus Ditzingen, SYNCHRO. Hierzu Florian Guber, bis Ende 2017 Leiter der SYNCHRO Consulting. „Gemeint ist ein unternehmensweites System, das alle Kräfte darauf richtet, das Unternehmen gezielt in Bewegung zu bringen. Richtung Spitzenleistung.“

Die Führung im Blick behalten

Ein großer Vorteil der Digitalisierung bestehe aus Gubers Sicht darin, dass sie für größere Transparenz sorgen kann. Doch würden bereits kleinere digitale Lösungen die Gefahr bergen, dass Führung verwässert und auf lange Sicht erschwert würde. Das gelte insbesondere für die Digitalisierung des Shopfloor Management, das ja, so Guber, „von seinem Charakter des Führens vor Ort lebt.“

Sein Verständnis einer Präsenz vor Ort sei allerdings mehr als das im Shopfloor Management propagierte Prinzip des „Go and See“. Go and See werde oft so ausgelegt, dass bei der täglichen Shopfloor-Stehung ein Problem angesprochen werde, der Teamleiter an den entsprechenden Platz gehe, um sich die Sache aus der Nähe zu betrachten und für Abhilfe zu sorgen – um danach wieder in seinem Büro zu verschwinden. „So meinen wir das aber nicht. Vielmehr plädieren wir dafür, dass die Führungskraft fast ständig in direktem Sichtkontakt mit ihren Mitarbeitern, Prozessen und Signalsystemen ist, um im Bedarfsfall sofort unterstützend einzugreifen.“

Florian Guber SYNCHRO Das Buch 600 

©LOG_X Verlag GmbH

„SYNCHRO und Digitalisierung laufen parallel“

Steffen Braun, Werkleiter TRUMPF Hettingen, formuliert es so: „Bei uns im Werk Hettingen findet eine Digitale Transformation statt. In der spanenden Bearbeitung haben wir begonnen, Maschinen und Peripheriegeräte in einem System miteinander zu verknüpfen. Auch für die Montage sehen wir für die Zukunft Potenziale, namentlich was den Transfer von Informationen zwischen den Stationen betrifft.“ Allerdings merkt er kritisch an: „Skeptisch bin ich dagegen, was die Digitalisierung des Shopfloor Management anbelangt. Wenn man sich nur noch durch Bildschirminhalte klickt oder wischt, geht das Verständnis für die Prozesse verloren.“ Selbstverständlich ziehe man die Daten aus einem System, doch sollte man auf die persönliche Beschäftigung mit diesen Informationen keinesfalls verzichten – und sei es, indem man sie auf eine Tafel schreibe. Wenn diese Form der Auswertung automatisiert und nur noch die Ergebnisse an die Wand projiziert würden, würde das Shopfloor Management entscheidend an Qualität verlieren. Gleichzeitig sei die Verschwendung, die durch händische Aufbereitung entsteht, nicht so dramatisch, dass sie zwingend eliminiert werden müsste.

Florian Guber sieht das ähnlich: Die Antwort auf die Frage, ob I4.0 und Lean ein Dream-Team seien, sei seiner Meinung nach abhängig davon, wie Industrie 4.0 interpretiert werde. Er ist der Ansicht, dass manche Ansätze zu Industrie 4.0 den Prozess häufig so ließen wie er sei bzw. akzeptierten sogar dessen Undurchsichtigkeit. Oftmals werde versucht, die Transparenz mit Hilfe teurer und aufwändiger IT-Lösungen herzustellen. Bei TRUMPF hat man jedoch erkannt, dass exzellente und schlanke Prozesse eine zwingende Voraussetzung für wirksame Lösungen im Umfeld von Industrie 4.0 sind. So verfügt TRUMPF beispielsweise über unternehmensinterne Lösungen in der Auftragsabwicklung. Dort konnte durch die Digitalisierung die Produktivität und Durchlaufzeit deutlich verbessert werden. Und eine Datendrehscheibe, die in einem Fertigungsbereich implementiert wurde, ermöglicht die einfache Kommunikation unterschiedlichster Systeme. Mit TruConnect und der Geschäftsplattform Axoom bietet TRUMPF überdies Lösungen zur vertikalen wie horizontalen Vernetzung von Fertigungs- und Geschäftsprozessen an.

Gubers Fazit: „Schlechte Prozesse plus neue Technologie ergeben nur teure schlechte Prozesse. Auf diese Weise wird Verschwendung jedoch lediglich automatisiert – anstatt eliminiert.“

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